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Uraufführung

INSZENIERUNG
Fabian Kametz
MIT
Peter Austin-Brentnall, Katharina Grabher, Andreas Kosek, Mark Német'
REGIEASSISTENZ
Alexandra Ringhofer
TEXTBEARBEITUNG
Fabian Kametz / teatro caprile
LICHT
Dimitri Macek
PREMIERE: 27. März 1998 - Otto Wagner Stadtbahnstation-Hofpavillon, Wien
WEITERS: 
Pförtnerhaus, Feldkirch
Hauptpost, Innsbruck

Wien 1899. Otto Wagners Hofpavillon steht kurz vor der feierlichen Eröffnung. Herr Akim, der k.u.k. Bahnhofsvorstand, Sigurd, ein k.u.k. Offizier und der Held von Solferino, sowie lda, eine heimliche Geliebte von Franz Joseph I., erwarten das Eintreffen des Kaisers.
Das Ausbleiben des großen Ereignisses wirft die Wartenden zurück auf sich selbst, ihre Träume und Ängste, ihre Lebensentwürfe. Im Ausloten der Machtfülle der jeweiligen Profession, in ihren privaten Machtspielen, erfinden sie immer kühnere Provokationen, in denen alsbald historische Realität und Fiktion verschwimmen. Marksteine der Geschichte Österreichs im 20. Jahrhundert werden darin vorweggenommen: Der Zusammenbruch der Monarchie, der Anschluß und die Bombenangriffe des Zweiten Weltkrieges finden ebenso Eingang in ihre Rituale wie die typischen Protagonisten dieser Perioden, etwa der Kriegsgewinnler und der Blockwart. Hauptmotiv ihrer kleinen Inszenierungen bleibt für sie aber stets die Vorherrschaft in den jeweiligen Spielen, deren Dynamik sich durch das ultimative Warten verschärft ...

Auf der Suche nach neuen Spielorten besichtigten wir auf Anregung des Direktors der Museen der Stadt Wien den restaurierten Hofpavillon der Stadtbahnstation Hietzing. Der oktagonale und sakral anmutende Grundriß und die durch braune Täfelung, weinrote Seidentapeten mit Philodendronmuster und Ätzglasfenster geprägte feierliche Atmosphäre, die den Raum bereits für sich zum Bühnenbild machen, faszinierten uns auf Anhieb. Erste Überlegungen, dort das Naheliegendste, nämlich Einakter von Arthur Schnitzler und anderen Autoren der Jahrhundertwende aufzuführen, wurden schnell verworfen zugunsten der Idee, das Bauwerk Otto Wagners selbst zu Inhalt bzw. Ausgangspunkt eines Stückes zu machen.

Neue Vorarlberger Tageszeitung, 3. Juli 1998
[...] Ein Stück mit teils radikalen Dialogen inszeniert der Regisseur Fabian Kametz zu einem furiosen Spiel aus roher Direktheit, schonungsloser Darstellung und teils komischen Momenten. Der Text von Egon A. Prantl - dem Hofpavillon der Stadtbahnstation Hietzing "auf den Leib geschrieben" - präsentiert sich als Abrechnung mit Österreich und seinen Österreichern, wobei die Kritik zeitweise in Platitüden ausufert. [...] Der Unterhaltungswert allerdings bleibt bis zum Schluß - nicht zuletzt aufgrund der großartigen schauspielerschen Leistungen - in seinem ganzen Ausmaß vorhanden. (kob)

Tiroler Tageszeitung, 14. Juli 1998
[...] Egon A. Prantl schreibt mehr oder minder sein Leben lang an Variationen ein- und desselben Stückes. Das hat seine Qualitäten und seine Schwächen, beides so durchgängig wie augenfällig. Er verbindet die vielfältigen Elemente seiner großen Belesenheit zu einem assoziativen Geflecht historischer, philosophischer und literarischer Anspielungen.
[...] Prantls jüngster Streich heißt "Bahnhof/(zeitgegend)" und ist als Auftragsarbeit für das kleine Wiener teatro caprile entstanden - respektive im Auftrag der Wiener Theatergruppe für den von Otto Wagner entworfenen Hofpavillon der Stadtbahnstation Hietzing. Für das Innsbruck-Gastspiel wurde mit der Halle der Hauptpost ein durchaus adäquater Spielort gefunden; die Post hat ihr monumentales Allerheiligstes kostenlos und unbürokratisch zur Verfügung gestellt.
Fabian Kametz, der Wahlinnsbrucker mit reichhaltiger Prantl-Erfahrung, hat auch "Bahnhof/(zeitgegend)" inszeniert. Dank geschickter Tempowechsel haben Katharina Grabher, Peter Austin-Brentnall und Andreas Kosek genügend Zeit, Prantls komplexe Gedankengebäude transparent und schlüssig vorzutragen. [...] (Irene Heiß)