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JURA SOYFER REVUE
DER WELTUNTERGANG
aufgeschoben ist nicht aufgehoben

Eine Jura-Soyfer-Collage mit Texten von, nach und für Jura Soyfer
zur Erinnerung an den 1912 in Charkiv geborenen, 1938 in Gargellen (V) verhafteten
und am 16. Februar 1939 im KZ Buchenwald umgekommenen österreichischen Autor

DRAMATURGIE
&
REGIE
Andreas Kosek
SCHAUSPIEL
David Czifer/Tony Matzl, Sandra Högl, Katharina Grabher,
Andreas Kosek, Andrea Nitsche
& Manfred Stadlmann/Adi Straßmayr
[& Isabell Pannagl als Gesangs-Einspringerin in der Freien Bühne Wieden 02/14]
DANK AN Robert Deutscher (Musik), Ulrike Sprosec, Christoph Prückner, Günther Wlach, Heinz Eybel (3x5 Graphik), Harald Schuh, Maria Steinberger, Mark Német, Gustav Kneisz, Andreas Schleif, Manfred Stadlmann u.a.
KOSTÜME
Aus dem Fundus und Privatbeständen
DAUER 110 Minuten - eine Pause (Schulversion 85 Min. ohne Pause)
PREMIERE
17.03.2012VARAŽDIN - Nationaltheater

Jura Soyfer wäre im Dezember 2012 hundert Jahre alt geworden. Tatsächlich starb einer der wichtigsten österreichischen politischen Autoren der 1930er Jahre vor 75 Jahren, bald nach seinem 26ten Geburtstag, am 16.2.1939 im KZ Buchenwald an Thyphus

1912 in der Ukraine geboren, kam er 1921 mit seinen Eltern auf der Flucht vor der bolschewistischen Revolution nach Wien, wo er zunächst das Gymnasium absolvierte und später auch zu studieren begann. In den 1930er Jahren beteiligte er sich vor allem durch seine Literatur aktiv am Widerstand gegen den (Austro-) Faschismus, was auch zahlreiche Verhaftungen nach sich zog. Am 13. März 1938 wurde Soyfer an der schweizerischen Grenze von österreichischen Beamten verhaftet.

Neben zahlreichen Gedichten, Zeitungsartikeln und Kurzszenen schrieb Jura Soyfer fünf Theaterstücke, die 1936 und 37 ihre Uraufführungen auf den vom österreichischen Ständestaat (1933 – 1938) geduldeten Kleinkunstbühnen Wiens erlebten. Theater war für Jura Soyfer nicht reine Unterhaltung, sondern mit den recht eingängigen Stilmitteln der Satire, des Kabaretts und Volksstücks kritisierte er die menschenverachtende Wirtschaftspolitik und Kriegstreiberei der 30er Jahre, thematisierte die Arbeitslosigkeit und die Bedrohung Österreichs durch Hitler-Deutschland. Er wollte die Menschen wachrütteln, an sie appellieren, dass Widerstand und Veränderung möglich sind.

Wir haben aus den Stücken „Der Weltuntergang – Die Welt steht auf kein' Fall mehr lang“, „Der Lechner Edi schaut ins Paradies“, „Vineta“ und „Broadway Melodie 1492“, der „Geschichtsstunde im Jahre 2035“ sowie kurzen Briefzitaten von Soyfer und seiner Freundin Helli Ultmann eine vielgestaltige, mit Liedern aufgelockerte und großteils auch sehr amüsante Liebeserklärung an unsere Erde zusammen gestellt.

Videos
Der Weltuntergang
Der Lechner Edi
Geschichtsstunde im Jahre 2035
Ukraine 2013
Fotos
Zagreb 03/2012
Tachles 05/2012
Anderes
Bisherige Aufführungen
Sponsoren & Partner
Jura Soyfer Gesellschaft
     
 

SONNE und MOND - Nitsche & Stadlmann
Foto: Maria Steinberger

Passend zum angeblich drohenden Weltuntergang, den eine sensationslüsterne Interpretation des Maya-Kalenders für Dezember 2012 in den Raum gestellt hat, bildet Soyfers erstes Stück „Der Weltuntergang – Die Welt steht auf kein' Fall mehr lang“ den Rahmen unserer Collage. Die Sonne und die Planeten haben festgestellt, dass die Harmonie im Kosmos von der Erde gestört wird. Vom zu Rate gezogenen Mond erfahren sie, dass der grüne Planet von Menschen bevölkert wird - von lebendigen Wesen! Das darf so nicht bleiben und sie beauftragen den Kometen Konrad, die Erde von dem Ungeziefer Mensch zu befreien.

In seinem Sturzflug nun lernt Konrad die Erdenbewohner, ihre Nöte und Sorgen, ihre Wünsche und Gefühle kennen.

Zuerst fällt der Blick des Kometen auf die Stadt Vineta. Konrad beobachtet, wie der Taucher Jonny, der durch Zufall in diese versunkene Stadt gekommen ist, herauszufinden versucht, wo er sich befindet und wie er wieder an die Wasseroberfläche zu seinem Schiff kommen kann. Doch die Menschen, die er trifft, haben alles vergessen, sie sind nur noch der Schatten von einst. Diese Stimmung befällt auch Jonny und so bekommt er den Bürgerchip der Stadt des Vergessens eingepflanzt.

 

Nun, das ist keine freundliche Welt. Konrad der Komet schwenkt sein Fernrohr und entdeckt zwei Damen, die Zeitungsberichte über das bedrohliche Herannahen des Kometen lesen. Wichtig daran ist den Medien und Leserinnen aber nur, was Prominente zu dem bevorstehenden Weltuntergang sagen und was die modisch passendste Kleidung für diesen Event ist.

Hier nun mischt sich der Erdtrabant Mond, ein freundlicher alter Mann, ein und erklärt dem Kometen, dass das, was er sieht eine überzeichnete Wirklichkeit, nämlich Theater, ist. Damit Konrad deutlicher begreifen kann, was Theater ist, spielt ihm der Mond eine Szene vor. Darin stellt er selbst den Portier des Wiener Burgtheaters dar, der Besuch von einem Regisseur eines Kellertheaters erhält. Jura Soyfer hat diese Szene an den Beginn seines Stückes „Broadway Melodie 1492“ gestellt, um zu erklären, worin sich seine Auffassung eines Theaters der Aufklärung und Revolution von staatstragenden Unterhaltungstheatern wie dem Burgtheater unterscheidet. Die Kellertheater wollen vor allem geschichtliche und gesellschaftliche Mechanismen darstellen, um daraus Lehren für das eigene Verhalten zu vermitteln. Die billigen Kostüme und Bühnenbilder sind dabei Programm wie auch Notwendigkeit, da insbesondere im Ständestaat für kritisches Theater keine Subventionen denkbar waren.

Diese Kostprobe reicht, um in dem Kometen die Lust auf das Theaterspielen zu wecken. Der Mond verspricht, ihn nicht bei den Planeten zu verraten und so steigt der „Eleve“ Konrad zu seinem ersten Bühnenabenteuer auf die Erde hinab. Er findet eine Zeitung, aus der er erfährt, dass manche Personen mit der Angst vor dem Kometen satte Aktiengewinne verzeichnen. Als ihn dann eine junge Frau mit ihrem Freund verwechselt, lernt der Komet die menschliche Liebe kennen. – Leider ruft ihn der Mond wieder zurück in den Kosmos..

Konrads Weltbeobachtung führt ihn nun überraschend nach Spanien und ins 15.Jahrhundert. Er sieht Christoph Kolumbus, der versucht einen Universitätsprofessor von der Kugelgestalt der Erde zu überzeugen. Erfolglos! Aber Dank der Gunst der Königin und des Organisationstalents von Zivilkommissar Vendrino kann er schließlich doch jenseits des Atlantiks an Land gehen. Da er glaubt den Seeweg nach Indien gefunden zu haben, heißen die dortigen Ureinwohner, sehr gemütliche Menschen, die schon vor vielen Jahren ihr Kriegsbeil begraben haben, fortan Indianer.

Während der naive Entdecker Kolumbus noch den Tanz der indianischen Häuptlingstochter bewundert und ihr in einem witzigen Wortwechsel die mitteleuropäischen Hosen und Sitten erklärt, setzt sein Zivilkommissar Vendrino die ersten Schritte eines Kolonialismus übelster Sorte. Die Indianerin Anacoana träumt aber auch schon von den Wolkenkratzern und der Filmindustrie, die der weiße Mann einst dem neuen Kontinent bescheren wird.
Diskret lassen wir Kolumbus in den Armen der Indianerin sein Glück finden und blicken in die (heute gar nicht mehr so ferne) Zukunft. In Soyfers "Geschichtsstunde im Jahre 2035" kumulieren neueste pädagogische Methoden und bahnbrechende historische Erkenntnisse über die 1930er Jahre zu einer geistreichen Szene der Sonderklasse.

 
Nach der PAUSE sind wir in den wahren 1930er Jahren gelandet. Der arbeitslose Lechner Edi träumt davon die Maschine, die ihn arbeitslos gemacht hat, zu zerstören. Doch diese Maschine, der Motor Pepi, wurde ebenfalls abgebaut, da es keine Käufer mehr für die von ihm erzeugten Schuhe gibt. Mit welchem Geld sollte Edi auch Schuhe kaufen, wenn er keinen Job hat? Was also ist die wahre Ursache an der wirtschaftlichen Misere? Motor Pepi, Edi und seine Freundin Fritzi geben dem technischen Fortschritt die Schuld und versuchen in einer fantastischen Zeitreise die bahnbrechenden Erfindungen der Menschheit, wie etwa den Buchdruck Gutenbergs zu verhindern.
 

MOTOR - Manfred Stadlmann
Foto: Maria Steinberger
MOTOR - Manfred Stadlmann
Foto: Maria Steinberger
Da es aber in der Natur des Menschen liegt zu forschen und zu verbessern muss in letzter Konsequenz die Erschaffung des Menschen selbst verhindert werden. In einem eindringlichen Song versucht Edi der Direktion des Paradieses klar zu machen, dass sich innerhalb weniger hundert Jahre die Menschheit sehr sehr weit von den Absichten der Schöpfung entfernen wird. Aus Edis klarem NEIN zum Menschen und Fritzis erfrischendem JA ergibt sich schließlich die Erkenntnis, dass es jedem Menschen selbst in die Hand gegeben ist, sein Leben und den Einsatz der Maschinen zu gestalten; was uns Edi und Fritzi, in unserer modernisierten Fassung in einem Rap verkünden.

Noch einmal blicken wir in die Zeit der Entdeckung Amerikas. Kolumbus sitzt in Spanien im Gefängnis, während Vendrino über Amerika herrscht. Was wird aus diesem neuen Kontinent? In Soyfers Zeiten bildeten die USA das Sinnbild der rücksichtslosen Wirtschaftsmacht, gleichzeitig war Amerika das „gelobte Land“, die Rettungsinsel der Juden Europas, die während des Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurden. Auch Soyfers Freunde und Eltern schafften es in die Vereinigten Staaten, Jura jedoch starb im Konzentrationslager Buchenwald an Typhus.

Doch das wäre kein positives Schlussbild. Ganz im Sinne Soyfers kehren wir wieder zur Konferenz der Planeten zurück, die nun den Kometen zur Rede stellen, warum er kurz vor dem Zusammenprall mit der Erde abgebremst hat. Konrad gesteht, dass er sich in die Erde und ihre Bewohner verliebt hat. - Alles ist auf dieser Erde für jede und jeden möglich, man muss nur die Gestaltung seines Lebens selbst in die Hand nehmen !

2015
 
13.02.15
GRG II; Zirkusgasse, 1020 Wien - Schulvorstellung !
22.01.15
Gymnasium St. Ursula, 1230 Wien - Schulvorstellung !
2014
 
07.10.14
WELS (OÖ) - Theater im Kornspeicher
10.09.14
HAK Eisenstadt - Schulvorstellung !
11.04.14
GASCHURN (V) - Vitalzenrum Felbermayer - mehr
16. + 17.02.14
WIEN 4 - Freie Bühne Wieden
17.02.14
WIEN 4 - Freie Bühne Wieden - Schulvorstellung !
2013
 
24. + 25.11.13
WIEN 2 - Café Tachles
08.09.13
CZERNOWITZ - Former Jewish National House - IV International Poetry Festival Meridian
2012
 
08.11.12
WIEN 15 - Zwingli Kirche
23.10.12
KRAKAU - Galerie des Österreichischen Generalkonsulats
10.10.12
VRSAC - Nationaltheater "Sterija" Velika scena
23. + 24.05.12
WIEN 2 - Café Tachles
20.03.12
KRAPINA - Srednja škola
19.03.12
ZAGREB - XVIII.. gimnazija
17.03.12
VARAŽDIN - Nationaltheater
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