Die österreichische Theatergruppe mit den derzeit intensivsten Austauschbeziehungen zum Balkan und Südosteuropa, nimmt sich in dieser Uraufführung des bekannten serbischen Autors Dragan Velikic an.
Velikic, ehemaliger serbischer Botschafter in Wien und nun wieder in Belgrad lebend, gilt als einer der anerkanntesten Kenner und Analytiker des Balkan, dessen literarisches Schaffen diese Region auch für Nichtkenner spannend und nachvollziehbar beschreibt.
In „Montevideo“ reisen der Diplomat Jovan und seine Frau Ksenija, eine ehemalige Schauspielerin, zu seinem nächsten Botschafterposten; nach Uruguay. Die Schiffsreise gerät zu einer ironischen und amüsanten Analyse ihrer Beziehung und zu einer Abrechnung mit den Altlasten ihrer früheren Beziehungen und ein wenig auch der (ex)jugoslawischen Geschichte.
Nicht ohne Witz zeichnet Velikic den serbischen Diplomaten, der unbedingt mitteleuropäisch sein möchte, während seine Frau, die ehemalige Schauspielerin, diesem Ordnungswahn, dieser schaumgebremsten Kleinkariertheit endlich Ade sagen möchte. Beachtenswert zudem, daß beide Figuren auf dem gesamten ex-jugoslawischen Terrain verortet sind, jenseits der aktuellen kleinstaatlichen nationalistischen Verbohrtheit.
Die Tänzerin Ruth Grabher, die sich immer wieder als kontrapunktischer Passagier einbringt, verleiht der Auseinandersetzung eine zusätzliche Dimenesion, einen eigenen Zauber. Auf dem Schiff den Atlantik überqueren, der Gegensatz von unendlicher Weite des Meeres und dem begrenzten Raum, der über einen längeren Zeitraum hinweg nicht verlassen werden kann - Stimmungen, Emotionen, Enge und Weite, die Schönheit eines solchen Ambientes unterstreich ihr „erzählender Körper“.
Ksenija und Jovan retten nicht – wie westeuropäisch durchtherapierte Paare - ihre Beziehung, sondern vor allem ihre Liebe.